Drei Tabletts für ein Abendmahlservice für die evangel. Kirche St. Johannes der Täufer in Winsen an der Aller
Für ein neues Abendmahlservice mit keramischen Einzelkelchen waren drei Holztabletts herzustellen. Eines davon wird auf dem „Lichterring“ des Metallkünstlers Stephan Lindegger über dem bronzenen Taufbecken aus dem 11. Jh. an zentraler Stelle in der Vierung des Kirchenraumes positioniert. Der Lichterring gab daher mit einem Durchmesser von 76 cm die Größenverhältnisse vor; das Tablett sollte nur wenig kleiner sein.
Ich entschied mich für einen massiven Querholz-Rohling aus der Baumscheibe einer Esche (Fraxinus excelsior). Der Baum wurde 2016 auf dem Friedhof einer Stadt am Deister gefällt. Dort hatte der mindestens 100 Jahre alte Baum eine Größe erreicht, die überhaupt erst einen solch großen Rohling ergeben konnte. Zudem hatte der Stamm einen unregelmäßig verlaufenden und verschieden dunkel erscheinenden Farbkern entwickelt. Die Scheibe ergab damit nicht nur mit einem End-Durchmesser 75 cm die dem Taufbecken mit dem aufliegenden Lichterring entsprechende Dimensionierung, sondern eine wunderbar mit der historischen Bronze harmonisierende Farbigkeit und Struktur.
Darüber hinaus finde ich den Gedanken an die besondere Geschichte des Holzes recht spannend: Der Baum stand wohl ein bis zwei Jahrhunderte auf einem Friedhof; sein Holz dient nun einem neuen Zweck auf dem Taufbecken. Eine „Transformation“, in der man durchaus eine Analogie zum christlichen Auferstehungsglauben erkennen könnte.
Die Bearbeitung des Rohlings zog sich über mehrere Monate hin. Die Scheibe war nur sehr grob und recht dünn mit der Kettensäge aus dem Stamm ausgearbeitet worden und daher sehr schwierig auf der Drehbank zu spannen. Das massive Holz war zudem rissig und musste aufwändig abschnittsweise stabilisiert werden. Massives Holz mit größeren Abmessungen neigt leicht zu Verformungen nach der Verarbeitung. Um dem Holz die Gelegenheit zur möglichst gleichmäßigen „Entspannung“ zu geben, habe ich die Bearbeitung auf viele Phasen mit jeweils nur geringem Materialabtrag verteilt. Dadurch konnte einer unerwünschten Verformung mit der Gefahr eines nicht standstabilen Tabletts entgegengewirkt werden.
Das Tablett wurde in mehreren Abstufungen geschliffen und anschließend mehrfach gewachst und poliert mit Wachsen aus natürlichen Rohstoffen. Dies ergibt eine haptisch sehr angenehme, seidenglänzende Oberfläche mit einem guten Schutz auch gegenüber Feuchtigkeit.
Die Ausstattung umfasst noch zwei kleinere Tabletts mit einem Durchmesser von 53 cm. Das Holz ist ebenfalls Esche, stammt aber von einem anderen jüngeren Baum mit einer hellen gelblich-weißen Holzfärbung. Es passt sich somit sehr stimmig an den als Hauptstandort vorgesehenen Altar an mit seinem weißen Altartuch und der hellen Altarrückwand. Der Herstellungsprozess gestaltete sich etwas einfacher, da hier zur Herstellung der Rohlinge verleimte rissfreie Eschenbohlen verwendet werden konnten. Aber auch hier wurde zur Minimierung der Verformung die Bearbeitung in mehrere zeitliche Phasen aufgeteilt.
Die Oberflächenbehandlung habe ich zur Erhaltung der natürlichen Farbigkeit mit Ölen aus natürlichen Rohstoffen vorgenommen. Die Öle wurden speziell zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Schmutz- und Feuchtigkeitseinflüssen ausgesucht. Es fand ein mehrfacher Auftrag von Hart-Öl mit Zwischenschliff und jeweiligem Einpolieren statt sowie einem zusätzlichen Auftrag eines „Finish-Öls“ mit abschließendem Einpolieren.
Das Abendmahlservice wird vervollständigt durch Einzelkelche und Gefäße der Winsener Keramikerin Kerstin Hübner-Bartels. Zur Abstimmung und Sicherung der Qualität des Projektes fanden im Vorfeld mehrere Werkstattgespräche statt. Hierfür wurden von uns Arbeitsmodelle angefertigt und verglichen.
(Mehr Infos auch zur Keramik im Gemeindebrief)